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30. Dezember 2004 von Heink

Die DVD war ausgeliehen - und wegen des Ärgers über den antideutschen Beiklang habe ich sie nicht gekauft.

Deshalb keine Abbildung.

Die Rezension kam bei den Amazon-Lesern nicht gut an. Inzwischen gibt es aber eine weitere - vielleicht besser formulierte, - die in dieselbe Kerbe haut
und auch nicht gut ankommt.

Waterloo
Film mit Rod Steiger (Darsteller), u. a., Regie Sergej Bondartschuk

Schlachtengemälde

Der Film bietet die bunten Massenszenen mit Musik und Pferden, Bewegung und Pulverdampf, die für die meisten Fans dieser Epoche, auch mich, der eigentliche Grund für das Interesse sind. Wer nur das sucht, ist bestens bedient.

Bei der Genauigkeit in den Abläufen, aber auch bei der Charakterisierung der Hauptpersonen und manchen technischen Einzelheiten läßt der Film schon zu wünschen übrig. Das ist aber meist entschuldbar mit den Notwendigkeiten des Mediums und des Marktes.

Für ein so lange zurückliegendes, historisches Ereignis fände ich aber menschliche Fairneß und ein Eingehen auf die Psychologie der Zeit angebracht. Hier fällt das Werk für mich wegen seiner Parteilichkeit eindeutig durch. Positive Assoziationen wie Kameradschaft, Liebe, Humor, Trauer oder Patriotismus finden sich auf britischer Seite, es werden zahlreiche, auch unbekannte Protagonisten portraitiert. Die Franzosen zeigen Streit, Lüge, Überheblichkeit, Autismus, Wut oder Krankheit, ausführlich natürlich Napoleon, kurz der König, sonst nur Statisten. Die Preußen schließlich, in ihren kurzen Szenen durch einen Offizier auf dem Ball in Brüssel sonst einzig durch Marschall Blücher repräsentiert, wirken lächerlich, plump, barbarisch, als Formation nur bedrohlich (unterlegt mit der Hymne der BRD). Nationen wie die Niederlande, Braunschweig oder Nassau, zusammen mit immerhin mehr Soldaten bei Waterloo als die Briten, werden gar nicht erwähnt.

Der Versuch, dem Töten das Warum entgegenzuschreien (ein anonymer britischer oder hannoverscher Soldat), wirkt in diesem den Kampf verherrlichenden Kontext verkrampft, nahezu lächerlich und ist natürlich ganz unhistorisch.

Der Film gleicht einem bewegten Gemälde. Er liegt wegen seines Alters deutlich hinter dem heutigen Forschungsstand und ist damit fast schon selbst historisch. Wenn es dem sowjetischen Regisseur gelungen wäre, die Bahnen einfacher Propagandatechnik zu verlassen und anstatt der Schemen die lebendigen Menschen sichtbar zu machen, wäre er vielleicht ein Meisterwerk geworden. So bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Die Altersbeschränkung auf 12 Jahre ist meiner Meinung nach richtig wegen der vielen, teilweise grausamen Kampfszenen (Lanciers stechen einen flüchtenden Offizier nieder, eine umzingelte Einheit der Garde imperiale wird geradezu hingerichtet).

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